Liebe Breminale Leitung,

Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Ihr bemüht seid, euch mit der von uns veröffentlichten Dokumentation auseinanderzusetzen und dass ihr uns ein Gesprächsangebot macht. Euer Versprechen, dass auf der Breminale kein Platz für Antisemitismus sei, nehmen wir sehr ernst und hoffen, dass Maßnahmen ergriffen werden, dieses Versprechen zu realisieren.

Doch möchten wir euch auch in aller Ernsthaftigkeit auf euer Statement antworten, das auf uns nicht den Eindruck macht, dass unsere Vorwürfe und die Dimension des Antisemitismus wirklich ernstgenommen werden beziehungsweise überhaupt verstanden wurden. Anzeichen hierfür bietet schon der Titel des Statements „Nein Zu Antisemitismus, Rassismus und Krieg". Angesichts dessen, dass wir ausschließlich von antisemitischen Vorfällen berichtet haben, von Aktivisten, die den jüdischen Staat abschaffen wollen oder krasse antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet haben, ist dies ein plumper Relativismus, der die Spezifik des Antisemitismus nicht ernst nimmt oder verdeutlicht, dass Ihr euch mit dieser nicht weiter auseinandergesetzt habt. Der Text unterstreicht diesen Eindruck.

Dass Ihr keine Nah-Ost-Experten seid, habt Ihr verdeutlicht, wenn ihr aber im Brustton der Überzeugung „Mächtigen" auffordert, Geiseln freizulassen, einer Waffenruhe zuzustimmen und ganz abstrakt einen Raum für ein Leben in Frieden zu schaffen, dann zeigt sich, wie fatal die Unkenntnis in Ignoranz umschlagen kann. Zum einen verwundert, warum ihr überhaupt diesen Exkurs macht, wenn es doch um Vorfälle hier in Bremen geht, zum anderen verleugnet ihr hiermit die Realität der antisemitischen Bedrohung des jüdischen Staates. Die Hamas hat mit ihrer Gründungscharta ihre klare antisemitische Vernichtungsabsicht mehr als verdeutlicht, ebenso die die Hamas unterstützende Islamische Republik Iran, deren Führer regelmäßig zur Vernichtung Israels aufrufen. Der Krieg geht auf das antisemitische und barbarische Massaker vom siebten Oktober zurück, das maßgeblich von der Hamas durchgeführt wurde, an dem sich aber auch der Islamische Dschihad und Teile der Zivilbevölkerung beteiligten.

Die Bedrohung geht von Gruppen und Regimen aus, die von ihrem Ziel nicht abrücken werden, solange sie die Möglichkeit haben, dieses weiter zu verfolgen. Insofern ist die Hamas, dessen Propagandisten sich auch auf den Bühnen der Breminale gefunden haben, in dieser Konstellation keine Partei der Verhandlung, denn lieber setzt sie weiterhin das Leben der Zivilbevölkerung in Gaza aufs Spiel, was sie auch selbst mit Stolz verkündet. Wenn Israel weiter seine Kriegsziele verfolgt, dann haben wir es nicht mit der Laune von Mächtigen zu tun, sondern mit der Verteidigung des jüdischen Staates gegen alle die, die antisemitische Vernichtungsabsicht umsetzen.

Über die Vorfälle auf der Breminale ist in eurem Statement wenig zu vernehmen und es sollte nicht überraschen, dass die Antworten „Vielleicht nicht", „Womöglich" und „Vielleicht" nicht zufriedenstellend sind. Dass ihr zudem eure Entscheidung, den Aktivisten eine Bühne gegeben zu haben, rechtfertigt und meint, diese aus vorherigen Prämissen abgeleitet zu haben, zeigt die rhetorische Funktion der inszenierten Uneindeutigkeit. Denn sie geht in die Antwort über, dass die Fragen alle nicht leicht zu lösen seien, um damit ein Einverständnis für eure Entscheidung beim gemeinen Leser zu erzeugen. Dabei sollte die Frage geklärt werden, die an euch gestellt wird: Sollte Antisemiten eine Bühne gegeben werden? Vielleicht, vielleicht nicht?

Die von euch vorgetragenen Punkte berühren nicht einmal den Gegenstand der Kritik und ignorieren dabei die konkreten Vorfälle, wodurch der Antisemitismus verdrängt wird. Dabei wäre gerade in dieser Zeit, in der sich eine neue antisemitische Massenbewegung konstituiert, die nicht selten in der Kultursphäre einen Raum findet, ihre wahnhaften Positionen vorzutragen, eine genaue Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus notwendig, um auch der Verantwortung eines Veranstalters gerecht zu werden. Um gegen Antisemitismus anzugehen, gilt es, diesen zu erkennen und ihn nicht hinter rhetorischen Tricks zu verstecken. Zur ersten Annäherung an den Gegenstand wollen wir hier deshalb die „Working Papers vom Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien" empfehlen. Möglicherweise können sie als Grundlage dienen, die bis jetzt vorgetragene Haltung zu korrigieren.

Wir sind bereit, euer Gesprächsangebot anzunehmen und mit euch über die Frage zu sprechen, wie Vorfälle auf einer kommenden Breminale verhindert werden können, können euer Statement aber nicht unkommentiert stehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen Das Bündnis gegen Antisemitismus Bremen