Breminale 2024

Vom 03.07. bis zum 07.07.2024 fand in Bremen das jährliche Open-Air-Festival am Osterdeich, die Breminale, statt. Im Rahmen dieser kam es leider zu verschiedenen antisemitischen Vorfällen. Im Folgenden möchten wir auf einzelne Vorfälle verweisen, die einmal mehr verdeutlichen, dass der Antisemitismus auch in der Bremer Kulturszene fröhliche Urständ feiert.

Während des Konzerts der dänischen Musikerin Julie Pavon betrat eine Person mit einem Fußballtrikot die Bühne, das die Aufschrift „Palästina“ mit den Umrissen des israelischen Staates und der palästinensischen Autonomiegebiete, vollständig eingehüllt in den palästinensischen Nationalfarben, illustrierte. Damit wird die Ursache des Konflikts, der von der Aktivistin wie ein profanes Sportereignis behandelt wird, bei dem man für die ‚eine‘ oder ‚andere‘ Seite fiebert, auf die alleinige Existenz des jüdischen Staates heruntergebrochen. Dieser ist im Gegensatz zu dem in Aussicht gestellten palästinensischen Großreich multiethnisch und multikonfessionell und stellt keinen gewöhnlichen Nationalstaat, sondern bis heute den Schutzraum für die weltweit von Antisemitismus verfolgten Juden dar. Nach entsprechenden Hinweisen musste das Trikot zwar ausgezogen werden, das Konzert wurde aber ungehindert dessen fortgesetzt.

Am Freitagnachmittag wurde der Frankfurter Rapperin OG Lu die Bühne geboten. Das auf der Radio Bremen Bühne stattgefundene Konzert war vor allem für die antiimperialistische Szene ein großes Spektakel. Mit Kufiya bekleidet, ein Symbol, das erstmalig durch das SS-Mitglied und den glühenden Vernichtungsantisemiten Mohammed Amin al-Husseini im Kampf gegen die Juden politisiert wurde, heizte sie der Menge ein und rief dieser die Parole „Free Palestine“ entgegen. Es nimmt dementsprechend nicht wunder, dass der Einsatz für eine arabo-muslimische Einstaatenlösung selbstverständlich auch in ihren Songs eine thematische Rolle spielt, in denen sie von brennenden Barrikaden träumt und davon singt, dass sie „Free Palestine“ mit ihren Brüdern schreit.

Nur ein paar Stunden später waren dann die Lambrini Girls auf der Flut Bühne im Lichtluftbad an der Reihe. Schon ein kurzer Blick auf das Instagram-Profil, das die Veranstalter auf der Homepage selbst verlinkt haben, hätte die politische Ausrichtung deutlich gemacht. Die BDS-Unterstützerinnen nutzen ihre Bühnenauftritte regelmäßig, um antizionistische Parolen zu skandieren und das Publikum auf den Kampf für den palästinensischen Widerstand einzuschwören. Bei ihrem Konzert im Molotow Hamburg gingen die Lambrini Girls sogar so weit, dass von allen Besuchern ein kollektives Einverständnis für diese Position eingefordert wurde: Wer diese Ansicht nicht teile, solle sich „schnellstens verpissen“.

Als letzter Act am Freitagabend durfte dann das DJ-Duo Shufa auf der Bretterbühne auflegen. Auf den jeweiligen Instagram-Profilen der DJs – aber auch auf dem des Duos – wurden wiederholt die Verbrechen der Hamas vom 07.10 verharmlost, der Holocaust relativiert und klassische antisemitische Verschwörungserzählungen von einer einprozentigen grauen Eminenz verbreitet, die für 99 % der Bevölkerung im Hintergrund die Strippen ziehen und einen Teil der Menschheit als Puppen halten würde. Die manichäische Fantasie von der Weltherrschaft durch eine kleine Elite ist in diesem Kontext nicht schwer zu entschlüsseln und knüpft unmittelbar an die klassische antisemitische Erzählung vom Weltjudentum an.

Als Bündnis gegen Antisemitismus haben wir im Vorfeld versucht, durch einen direkten Kontakt zur Flut- und Bretterbühne auf die politische Ausrichtung der jeweiligen Acts hinzuweisen. Leider folgenlos: Die Lambrini Girls durften auf der Flutbühne spielen und die Verantwortlichen der Bretterbühne starteten zwar einen Interventionsversuch. – dieser wurde aber von der Breminale-Leitung wieder einkassiert, da die Verlautbarungen nur von privaten Accounts veröffentlicht wurden. Nicht beachtet, dass dies nicht stimmt, stellt sich uns hier die Frage, ob dieses Argument denn auch bei Rechten hervorgebracht werden würde. Wir fordern daher die Breminale auf, die Ereignisse in einer Nachbetrachtung zu analysieren und ein Konzept zu entwickeln, wie derlei auf der Breminale 2025 verhindert werden kann.

Falls ihr Zeuge von weiteren Vorfällen wart, meldet euch gerne über: bga_bremen@outlook.de