Die Japanische Rote Armee (JRA) gilt als eines der bizarrsten Phänomene des linken Terrorismus der 1970er Jahre. Entstanden aus der studentischen Protestbewegung, schrieb sie sich ein emanzipatorisches Bestreben auf die Fahnen, war jedoch geprägt von Nationalismus, patriarchalen Strukturen und einem Antisemitismus, der sich als „Antizionismus" ausgab.
Die JRA suchte die Revolution außerhalb Japans und verlagerte damit auch die Verantwortung für die eigene Geschichte nach außen. Anstatt die historische Schuld Japans zu reflektieren, machte sie Israel zum Symbol eines imaginierten „westlichen Bösen". Diese Schuldprojektion verband antiimperialistische Parolen mit antisemitischen Denkmustern – ein ideologischer Kurzschluss, der Gewalt legitimierte und 26 Menschen das Leben kostete, die am 30. Mai 1972 von der Gruppe am Flughafen Lod (heute Ben Gurion) ermordet wurden.
Gleichzeitig zeigte die JRA, wie tief die traditionellen Hierarchien und Geschlechterbilder Japans selbst in radikalen Bewegungen fortwirkten: Soldatische Männlichkeit, Märtyrer-Romantik und akademische Rangordnungen blieben intakt trotz revolutionärem Gestus.